Die Schulgeschichte Sottrums

Zu unseren Schulen in Sottrum hat Ernst Jahn 1952/53 in seiner Chronik ausführlich berichtet. Im Folgenden sind daher die Ausführungen von Lehrer Ernst Jahn wieder gegeben. Zum besseren Verständnis aus heutiger Betrachtung sind einige erläuternde Kommentare hinzugefügt.

Historische Schulklassenfotos

Historisches Schulklassenfoto 1

Historisches Schulklassenfoto 1

Schüler und Lehrer der Sottrumer Schule aus vergangener Zeit

Historisches Schulklassenfoto 2

Klassenfoto aus den 1930er Jahren

Eine weitere Generation Sottrumer Schulkinder

Historisches Schulklassenfoto 3

Schulgemeinschaft der 1940er Jahre

Dokumentation des Schullebens in Sottrum

Historisches Schulklassenfoto 4

Nachkriegszeit - 1950er Jahre

Ein neuer Beginn für das Bildungswesen

Katholische Schule

Die kath. Volksschule Sottrum ist die Fortsetzung der alten Klosterschule Derneburg. Im Jahr 1802/3 wurde das Kloster aufgehoben (Säkularisation). 1815 hatte Graf Münster Derneburg mit allen seinen Besitzungen als herrschaftliches Gut vom König von Hannover als Geschenk erhalten.

Graf Münster war bemüht, die kath. Kirche und Schule von seinem Besitz zu lösen. Das gelang ihm auch. Die Klosterkammer ließ 1817/18 eine kath. Kirche in Sottrum bauen. Ebenso wurde das Geweksche Grundstück Hs. Nr. 49 für Schulzwecke angekauft.

Erläuterung: Der sog. Geweksche Hof war ein großer, vermutlich Halb- oder Vollspännerhof auf dem Gelände des jetzigen Pfarrgrundstücks (Langer Dooren 1 + Sottrumer Straße 8) sowie dem Gemeindegelände auf dem die Tischtennisplatte steht.

In diesem wurde die kath. Schule, Lehrerwohnung und Pastorenwohnung eingerichtet. Das Haus stand auf dem jetzigen Spielplatz (heute nur noch eine Tischtennisplatte).

1866

Neues Klassenzimmer

Das Klassenzimmer war viel zu klein für 80 Schulkinder. Es wurde ein neues Klassenzimmer, das jetzt benutzte (ohne Lehrerwohnung) gebaut. Gemeint ist hier der jetzt als Pfarrgemeinderaum genutzte Gebäudeteil.

1896/97

Neue Lehrerwohnung

Da das alte Geweksche Haus baufällig wurde, mußte die königliche Klosterkammer eine neue Lehrerwohnung bauen. Dies ist der früher als Jugendraum genutzte Gebäudeteil - auch Hypo genannt.

Die kath. Schule umfaßte den Gesamtschulverband Holle, Sottrum - Derneburg.

Schülerzahlen katholische Schule:

Um 1900 bis 1. Weltkrieg: durchschnittlich 40 Kinder
1. Weltkrieg bis 1942: durchschnittlich 30 Schüler

Lehrer der katholischen Volksschule:

Lehrer Bettels und Lehrer Graen

Frühe Lehrer der katholischen Schule.

Lehrer Knoke

1890 - 1929

Er wurde am 11.1.1864 zu Horneburg Kreis Halberstadt geboren. Seine Ausbildung als Lehrer erfuhr er auf dem Seminar zu Hildesheim. Sein Soldatenjahr mußte er beim 78. Regt in Aurich abdienen.

Knoke war, ehe er am 1.10.1890 in Sottrum angestellt wurde, in Ankum, Eltern, Harburg u. Förste tätig. Er war verheiratet und hatte 2 Söhne, von denen der eine im 1. Weltkrieg, der andere nach dem Weltkrieg auf tragische Weise auf dem Derneburger Bahnhof von einem Landjäger erschossen wurde.

Knoke ging am 1.4.1929 in Pension. Zur gleichen Zeit starb seine Gemahlin. Eine Großnichte, Frl. Gertrud Kohne, aus Algermissen hielt ihm das Haus und war nach seinem Tode (Dez. 1943) unter anderem im Gemeindebüro tätig.

Theodor Himstedt

Ab 1. April 1929

Der Nachfolger von Lehrer Knoke. Er wurde am 1. Aug. 1893 in Hildesheim als Sohn eines Zimmermeisters geboren, besuchte dort das Gymnasium Josephinum und anschließend das Lehrerseminar.

Nach der Abschlußprüfung rückte er ins Feld und nahm am 1. Weltkrieg in Rußland teil, konnte aber vorzeitig entlassen werden. In Bilderlahe Krs. Marienburg begann er seine Berufpraxis und wurde am 1.4.1929 an der einkl. kath. Volksschule in Sottrum angestellt.

Nach Zusammenlegung der beiden einklassigen Schulen zur Gemeinschaftsschule am 1.11.42 wurde Lehrer Himstedt Schulleiter und später Hauptlehrer dieser Schule. Er war bei den Schülern sehr beliebt und wurde von ihnen "Thetschen" genannt.

Die ev.-luth. Volksschule

Wann in Sottrum die Schule eingerichtet ist steht nicht fest. Der erste Lehrer war in der Hauptsache Diener der Kirche und nur im Nebenamt Lehrer. Des Küsterdienstes wegen wurde darum die Opferei (der Kirchendiener hieß damals Opfermann) in erster Linie mit Ländereien ausgestattet.

Meistens hatte der Opfermann noch ein Handwerk gelernt. Das Dasein der ersten Schulmeister war hart und sorgenvoll. Er stand einer Welt gegenüber, die für Bildungsarbeit durchweg kein Verständnis zeigte.

Schwierige Bedingungen: Schulzwang bestand noch nicht. Die Eltern schickten ihre Kinder nur selten oder gar nicht zur Schule, um das Schulgeld zu sparen. Von Ostern bis Michaelis (29. September) fiel der Unterricht aus, weil die Kinder zur Landarbeit benötigt wurden. Lehr- u. Lernmittel fehlten. Die Wohn- u. Klassenräume waren schlecht.

Der Klassenraum war auch gleichzeitig Wohnraum des Lehrers. Als Opfermann mußte er täglich die Betglocke läuten, wöchentlich die Kirche reinigen, als Vorsänger den Gesang begleiten usw.

Ein Blick in die Schulverhältnisse des Jahres 1725 zeigt ein Brief eines Lehrers aus unserer Gegend an das Konsistorium. Danach hatte er sich auf eigene Kosten eine Kammer bauen lassen, die zur Winterzeit, wenn im Klassenraum Unterricht war, seinen Kindern und seiner Frau als Schlafraum dienen sollte. Auf Forderung des Bauermeisters mußte er sie aber wieder abreißen lassen.

Ohne Nebenberuf, ohne Land und Vieh, hätten die Lehrer damals gar nicht leben können. Meistens löste der Sohn den Vater ab in seinem Amt als Lehrer. So war es auch in Sottrum.

Die Lehrer der ev.-luth. Volksschule:

Lehrer Hoffmann

Um 1750

Ein Lehrer Hoffmann wird im Kirchenbuch genannt, der von seinem Sohn abgelöst wurde.

Johann Wilhelm Philip Hoffmann

1755 - 1773

Laut Kirchenbucheintrag "Lehrer 1755 - 1773" und Hilfspfarrer seines Vaters Johann Conrath Hoffmann (gest. 11.05.1755), Pastor in Sottrum 1715-1755.

Johann Friedrich Sievers

1773 - 1812

Laut Sterbeeintrag vom 10.02.1813 in das ev. Kirchenbuch "Lehrer 1773 - 1812 wohlverdienter Schullehrer 39 Jahr"

Ernst Christoph Palandt

1812 - 1859

Zu Anfang des 19. Jahrhunderts (Laut Kirchenbuch "Lehrer 1812-1859") wirkte an hiesiger Schule der Lehrer Palandt. Derselbe stammte aus der Gegend von Sibesse und war hierselbst fast 50 Jahre als Lehrer tätig.

Im Jahre 1859 starben innerhalb 8 Tagen sowohl Palandt als auch seine Frau an einer ansteckenden Krankheit. Ihre gemeinsamen Grabstätten befinden sich 5 m südöstlich der Südostrecke der Kirche.

Lehrer Beinsen

1859 - 1874

Er wurde am 25. Dezember 1814 in Schellerten, Krs Marienburg, geboren, besuchte das Seminar zu Alfeld und wurde zunächst Lehrer im benachbarten Wartjenstedt. Im Jahre 1859 wurde er nach hier versetzt. Er wirkte hierselbst bis zu seinem Tode 1874. Er liegt begraben auf dem neuen Friedhof.

Friedrich Schramme

1875 - 1908

Er wurde geboren am 31. März 1855 zu Krautsand an der Elbe als Sohn eines Zolleinnehmers. Den ersten Unterricht erhielt er in der Schule zu Söhlde, Krs Marienburg, wohin sein Vater versetzt war.

Die erste Vorbildung zum Lehrerberuf genoß er bei dem Lehrer Feise in Ahstedt, Krs. Peine. Von 1872-74 besuchte er das Seminar zu Alfeld. Zunächst Adjunkt bei dem Lehrer Beinsen hierselbst. Nach dessen Tode 1875 definitiv übertragen.

Nach 34jähriger Tätigkeit an hiesiger Schule trat Schramme am 1. Nov. 1908 in den Ruhestand. Verheiratet war Lehrer Schramme mit Anna Welge, Tochter des früheren Gemeindevorstehers Welge in Sottrum Nr. 21. Am 14. Dezember 1911 starb er auf seinem Eigentum in Sottrum an Gehirnerweichung im Alter von 56 Jahren.

Albert Burgdorf

1908 - 1931

Er wurde am 28. Juni 1883 im nahen Grasdorf geboren als Sohn des Landwirts Heinrich Burgdorf. Seine erste Vorbildung erhielt er auf der städt. Präperantenanstalt zu Einbeck.

Im Oktober 1908 wurde Burgdorf von der Gemeinde Sottrum von den 3 präsentierten Lehrern einstimmig als Lehrer, Küster und Organist gewählt und trat hierselbst sein Amt am 15. November an.

Am 3. Juni 1909 verheiratete sich Burgdorf mit Marie Grote, geb. 6. Okt. 1886 zu Westerhof, Krs Osterode a. H. Am 4. Mai 1911 wurde ein Sohn und am 29. Nov. 1912 eine Tochter geboren.

Lehrer Burgdorf ist am 25. Mai 1931 an Krebs im städt. Krankenhaus zu Hildesheim gestorben und auf dem Zentralfriedhof zur ewigen Ruhe gebettet.

Wilhelm Steinborn

1. Mai - 1. Oktober 1931

Bis zur planmäßigen Besetzung am 1. Okt 1931 war Lehrer Wilhelm Steinborn, geb. 5. Dezember 1903 als Sohn eines Landwirts in Königsdahlung, Krs Marienburg, vertretungsweise tätig. Er besuchte die Präparande (1918-21) und das Seminar (1921-24) Einbeck.

Ernst Jahn

1. Oktober 1931 - 1939, ab 1946

Ernst Jahn über sich selbst: Anfänger dieser Gemeindechronik, wurde am 11. Sept. 1901 als Sohn eines Eisenbahnbeamten in Northeim geboren. Er erhielt seine Ausbildung als Lehrer auf der Präparande (1916-19) und dem Seminar (1919-22) zu Northeim.

Am 1. Okt. 1931 wurde er als Lehrer und Organist an die hiesige 1kl. Volksschule versetzt. Am 9. Juli 1927 verheiratete sich Jahn mit der Ingenieurstochter Carla Schumann aus Hannover. Der Ehe sind 3 Söhne entsprossen.

Durch die Aufrüstung wurde Jahn noch 35jährig betroffen. 1939 rückte er mit einem Reserve-Regt zum Westen. 1940 wurde er U-K (unabkömmlich) gestellt und im April 1943 wieder eingezogen. Bei Le Havre eingeschlossen und Gefangenschaft bis zum April 1946.

Aus der Gefangenschaft zurückgekehrt setzte Jahn seine friedliche Beschäftigung als Lehrer wieder fort.

Rudolf Rattay

Ab 1. Dezember 1947

Geb. am 25.10.1892, besuchte von 1906 - 1909 die Präparandenanstalt in Johannisburg und von 1909 - 1912 das Lehrerseminar in Örtelsburg in Ostpreußen. Am 21.1.45 Räumung der Heimat laut Befehl.

Vom 1. Nov. 1946 - 30.11.1947 Vertretung in Störy. Nach Rückkehr des Stelleninhabers aus russ. Gefangenschaft vom 1.12.1947 ab in Sottrum beschäftigt. Lehrer Rattay galt als sehr streng und die Schüler nannten ihn etwas despektierlich "Ulli Ziegenbart".

Albert Hörcher

1. April 1958 - 30. Juli 1962

Geboren am 19.4.1906 als 5. Kind des Laboranten Hilmar Hörcher in Allersdorf, Krs. Rudolstadt in Thüringen. Vom 1.4.1958 - 30.7.1962 war er hier als Hauptlehrer tätig, auch als Organist.

Als die Oberstufe (5.-8. Schuljahr) der Sottrumer Volksschule zur Mittelpunktschule in Holle umgeschult wurden, wurde ihm die freie Hauptlehrerstelle in Gerzen b. Alfeld/Leine übertragen.

Das Schulhaus der ev.-luth. Schule

Das jetzige Schulhaus (jetzt Martin-Luther-Str. 8) ist im Jahr 1818 gebaut, wie die Inschrift am Hause besagt:

"Bildung und Tugend krönet die Jugend. Gemeinde Sottrum im Jahr 1818"

Inschrift am Schulhaus Martin-Luther-Straße 8

Anmerkung: Herr Jürgen Nisse, dem in unserer Gemeinde hohe Verdienste um die Heimatforschung zuzurechnen sind, liest in der Inschrift anstelle von "krönet" das Wort "frönet" und begründet dies auch durchaus schlüssig.

Die vorige Schule war im Jahre 1810 abgebrannt. Sie stand weiter nach dem Nachbarn Nr. 5 zu (jetzt Martin-Luther-Str. 5), der auch weiter nach Norden stand und 1821 neu gebaut hat an jetziger Stelle.

Das Klassenzimmer befand sich im Hause (die große Stube an der Südseite). Die Kinder mußten in die Haustür und über den Flur der Lehrerwohnung gehen.

1907

Anbau des neuen Klassenzimmers

Das alte Klassenzimmer wurde zu klein. Deshalb wurde der Anbau (jetziges Klassenzimmer) mit einem Kostenaufwand von 6.324,94 Mark errichtet. Das alte Klassenzimmer wurde für 802,23 Mark zu einer Stube für den Lehrer umgebaut. Ebenso wurden 1907 die Wirtschaftsgebäude erbaut.

Schülerzahlen ev.-luth. Schule:

1900: 70 Kinder
1910: 53 Kinder
1915: 55 Kinder
1920: 66 Kinder
1925: 39 Kinder
1930: 37 Kinder
1935: 41 Kinder
1940: 45 Kinder
1945: 150 Kinder (durch Zuzug der Flüchtlinge)

Wichtige Erlasse:

27. Nov. 1918

Ende der geistlichen Schulaufsicht

Durch Erlaß vom 27. Nov. 1918 ist die geistliche Ortsschulaufsicht aufgehoben.

13. April 1920

Befreiung vom Küsterdienst

Der Lehrer wird von dem gesamten Küsterdienst, einschließlich der Aufsicht über die küsteramtlichen Verrichtungen, sowie des Kantordienstes außerhalb der Kirche (Beerdigungen) befreit.

Gemeinschaftsschule

1. November 1942

Zusammenlegung der Schulen

Am 1. Nov. 1942 wurden die beiden einkl. Konfessionsschulen zu einer 3kl. Gemeinschaftsschule zusammengelegt. Schulleiter wurde der kath. Lehrer Theod. Himstedt.

Als die Kinderzahl durch die Ostvertriebenen auf über 180 anwuchs, wurde eine 3. Lehrerstelle eingerichtet. Sie wurde mit dem Flüchtlingslehrer Rudolf Rattay besetzt. Dadurch konnte wiederum eine Hauptstelle eingerichtet werden. Diese bekam am 1.4.52 Lehrer Himstedt.

1962/63

Umschulung zur Mittelpunktschule

Die Oberstufe (ab 5. Klasse) wurde zur Mittelpunktschule nach Holle umgeschult.

Quellenangaben

Hauptquelle: Ernst Jahn Schulchronik 1952/53

Diese Darstellung basiert auf der Schulchronik von Lehrer Ernst Jahn aus den Jahren 1952/53. Die Ausführungen von Lehrer Ernst Jahn wurden originalgetreu wiedergegeben. Zum besseren Verständnis aus heutiger Betrachtung wurden einige erläuternde Kommentare hinzugefügt.

Chronik: Ernst Jahn, "Schulchronik Sottrum", verfasst 1952/53
Ergänzungen: Einige Abschnitte wurden vermutlich von Wilhelm Meistering (Bürgermeister 1964-1972) nachgetragen.

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